Die Technik hatte es uns fast vergessen lassen: Die Natur hat den Menschen mit Beinen ausgestattet, die auch zum Laufen benutzt werden können. Die Amerikaner erinnerten sich in den 70er Jahren als erste daran; die Joggingwelle schwappte schon innerhalb kürzester Zeit auf Europa über. Ärzte entdeckten “die neue Fortbewegungsart” als wundersame Medizin.
Auch in Soest ließen sich schnell einige vom Lauffieber anstecken. Schnell fand sich eine “Langläufer-Interessengemeinschaft” im Verein LC Soester Börde zusammen. Noch von vielen nichtlaufenden Soestern belächelt oder kopfschüttelnd begutachtet, sah man von nun an Sportler über die Wälle, im Stadtpark oder um den Möhnesee laufen. Schlagzeilen in der Presse wie “Alfred Jauer (60 Jahre) meisterte spielend den Marathonlauf? verunsicherten so manchen Zeitungsleser.
Das Langlaufteam des LC Soester Börde hatte sehr schnell Spaß am Wettkampfsport gefunden; man trainierte zusammen, studierte neue Trainingsmethoden und erreichte erste beachtenswerte Erfolge, vornehmlich im erweiterten lokalen Bereich. Schnell entwickelte sich auch der Wunsch nach vereinsmäßiger Selbstständig- und Unabhängigkeit. So wurde am 24. November 1981 im Nibelungenweg 15 in Soest, in der Wohnung Jonny Kettels, die Gründungsversammlung abgehalten. Federführend war Winfried Jungmann, der innerhalb kürzester Zeit alle behördlichen Hürden für die Vereinsgründung überwand.
Jonny Kettel, Helmut Schröer, Winfried Jungmann, Uwe Olschewski, Harald Lotz, Lothar Weykamp, Wilhelm Oevel und Joachim Woywood schenkten dem Marathon Soest e. V. das Licht der Sportlerwelt. Die fünf Erstgenannten gehörten auch dem Vorstand an, wobei Jonny Kettel zum Gründungspräsident gewählt wurde. Der junge Verein zählte zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Mitglieder und schloss sich unmittelbar nach der vollzogenen Gründung dem Deutschen Leichtathletikverband und dem Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen an.
Marathon Soest widmete sich als einer der ersten Leichtathletikvereine ausschließlich dem Langlaufsport. So ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Mitglieder schnell anstieg. Beim 10jährigen Jubiläum bewegte sie sich auf 100 Mitglieder zu und anders als in anderen Sportvereinen waren fast alle “Marathoniken” aktive Sportler.
Erfreuliche neue Impulse konnte der Verein im Mai 1988 durch die Gründung einer Triathlon-Abteilung setzen. Insbesondere durch die Unterstützung von Leo D`Erbee, Udo Kipp und Hubertus Böhmer konnten die Triathleten vom Marathon Soest einen erstaunlichen Leistungsstand im nationalen und internationalen Vergleich erreichen mit Podestplätzen bei Deutschen-, Europa- und Weltmeisterschaften, insbesondere durch Leo D’Erbee.
Von 1982 bis 1991 organisierte Marathon Soest die internationale Langlauf-Staffel von Soest/Niederlande nach Soest/Westf. Gestartet wurde die Staffel um Mitternacht im niederländischen Soest, der letzte der zehn Staffelläufer erreichte nach rund 250 Kilometern nachmittags das Ziel am Soester Rathaus. Über die Jahre hat sich unter den niederländischen, belgischen und deutschen Teilnehmern eine familiäre Atmosphäre gebildet. So gehörte für viele Läufer dieser Wettkampf zum festen Bestandteil der jährlichen Wettkampfplanung. Mit der zehnten Auflage 1991 endete das Langlauf-Staffel Event. Aus Sicherheitsgründen wurde keine Genehmigung mehr erteilt.
Nach vielen gemeinsamen Wettkämpfen, die meist in der näheren Umgebung stattfanden, kam der Gedanke auf, auch einmal im Jahr eine Vereinsfahrt über mehrere Tage durchzuführen. So entstand der Plan, beim Marathon-Lauf in Paris an den Start zu gehen. Nach sorgfältiger Vorbereitung ging die Fahrt im Mai `87 mit 15 Läufern in Begleitung einiger Ehefrauen los.
Karrie-Fahrer Walter Lotz, selbst ein Läufer, fuhr mit uns verständnisvoll schon am Nachmittag die Laufstrecke ab. Nach einem Lauf über viele berühmte Straßen und Plätze an der Seine entlang, erreichten schließlich alle Starter zufrieden das Ziel. Nun kam der andere wichtige Teil dieser gemeinsamen Fahrt. Es wurde tüchtig gefeiert, gut gegessen und natürlich auch getrunken, um den Flüssigkeitsverlust wieder aufzufüllen. Nach einer interessanten Stadtrundfahrt ging es dann wieder zurück.
1988 folgte dann die Fahrt zum Marathon nach München. Wieder wurden wir von Walter Lotz von unserem etwas außerhalb liegenden, dafür sehr schönen Hotel, zum Olympiapark, Stadion und in die Innenstadt gefahren. Auch diesmal blieb nach den Anstrengungen des Laufes genug Zeit, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der bayerischen Metropole zu besichtigen, durch die Stadt zu bummeln und gemeinsam fröhliche Stunden zu verbringen.
Als nächste Vereinsfahrt folgte dann der Marathonlauf 1990 durch das wiedervereinigte Berlin. Hier war es für alle Teilnehmer ein besonders emotionales Erlebnis, durch das Brandenburger Tor in den Ostteil der Stadt zu laufen. Rund eine Million Zuschauer feuerten die Läufer an und vermittelten ein unvergessliches Lauferlebnis. So soll bei diesen gemeinsamen Fahrten nicht nur der Sport im Vordergrund stehen, sondern auch das Zugehörigkeitsgefühl und die Gemeinsamkeit der Vereinsmitglieder und Familienangehörigen vertieft werden. 1990 war auch ein besonders erfolgreiches Jahr für zwei Sportler unseres jungen Vereins. Bereits neun Jahre nach Vereinsgründung wurden Ute Risken als Sportlerin und Leo D?Erbee als Soester Sportler des Jahres 1990 gewählt.
Zum Saisonausklang gab es in allen Jahren bis heute immer zum Jahresende im November das obligatorische Winterfest, wo mit Freunden und Bekannten im fröhlichen Beisammensein die sportlichen Erfolge gefeiert wurden. Im Jahr 1991 wurde gleichzeitig mit dem Winterfest das 10jährige Bestehen des Vereins am 23. November 1991 mit geladenen Gästen und Vereinsmitgliedern gefeiert.
Aus Anlass des 10jährigen Vereinsjubiläums veranstaltete Marathon Soest am 27.10.91 erstmalig einen Volkslauf “Rund um das Osthofentor”. Durch die Unterstützung mehrerer Sponsoren konnte dieser lang gehegte Wunsch endlich in Erfüllung gehen. Durch ständig wachsende Teilnehmerzahlen und die Enge des Startbereiches am Hohen Weg wurde der Stadtlauf 1995 mit großem Erfolg in die Innenstadt mit Start und Ziel vor dem Rathaus verlegt. Durch ein erweitertes Laufangebot, besonders im Kinder- und Schülerbereich, stiegen die Teilnehmerzahlen von Jahr zu Jahr bis zu der Rekordteilnehmerzahl von 2055.
Der große gesellschaftliche Wandel zu Beginn der neunziger Jahre machte natürlich nicht vor Marathon Soest halt. Durch den Abzug der Engländer und Belgier aus Soest hieß es auch für den Verein Trennung von vielen Aktiven. Aber aus dem “Exotensportverein” entwickelte sich bis heute ein lebendiger Laufverein, der sich den Triathleten, Walkern, Inlinern und der Kinder- und Jugendarbeit öffnete. Heute steht nicht nur der Marathonlauf im Vordergrund, sondern die gemeinsame Freude an der Bewegung.
Der Vorstand hat es immer verstanden sich dem Zeitgeist zu öffnen, um so zu Altbewährtem Neues hinzuzufügen. Aktionen 2004 wie “Der Speck muss weg” oder 2005 und 2006 die Aktion “Abenteuer 42″, d.h. in einem Jahr von Null zum Marathonlauf, sind Zeichen für die Neuorientierung des Vereins. Man ist gewillt gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, was sich auch in der Unterstützung sozialer Einrichtungen zeigt. Neben den sportlichen Aktivitäten fördern gerade die vielfältigen Veranstaltungen wie Vereinsfahrten, Jahresfeste, Stadtlauf, Möhneseelauf oder die Weihnachtsfeier der Kinder und Jugendlichen das gegenseitige Kennenlernen im Verein und darüber hinaus. So sind viele Freundschaften und positive Kontakte entstanden. Im Jahr 2010 betrug die Mitgliederzahl genau 300 Mitglieder.
Ganz wichtige Partner für Marathon Soest sind für die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit die Sponsoren, die den Verein seit Jahren unterstützen. Dafür auch an dieser Stelle “Herzlichen Dank”.